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Fach-Info

Stradivari behält sein Geheimnis

Für seine legendären Geigen brauchte Antonio Stradivari eigentlich nur einige hundert Gramm Fichtenholz, vier Saiten und ein bisschen Lack. Dennoch gelten die gegen 1000 Instrumente, die vor rund 300 Jahren seine Werkstatt verliessen, bis heute als unübertroffen. Aber warum klingt eine Stradivari lebendiger, voluminöser, brillanter als alle anderen Geigen?

 

Der Geigenhändler und Verleger Jost Thöne hat versucht, das herauszufinden. Mit der bisher umfassendsten Forschung zum Mythos Stradivari liess er 300 der weltweit noch existierenden Instrumente millimetergenau vermessen. Dabei berücksichtigte man nicht nur Form und Wölbung der Geigen, sondern auch die Holzstärken auf der ganzen Fläche. Dazu wurden die Violinen mit einem Computertomografen wie für medizinische Diagnosen scheibchenweise durchleuchtet.

 

Anhand der Jahrringe bestimmte man auch das genaue Alter des Holzes. Diese Untersuchungen brachten zwei bisher nicht bekannte Erkenntnisse: Aus dem gleichen Baum wurden jeweils mehrere Stradivaris hergestellt, teilweise bis zu 20 Instrumente. Und der Geigenbauer verwendete relativ frisches Holz. Er lagerte sein Material nämlich nicht viele Jahre lang, wie dies heute üblich ist.

 

Zum Klanggeheimnis der Stradivari-Geigen kursieren verschiedene Gerüchte: Etwa über Pilze, welche die Dichte des Fichtenholzes verändern sollen oder über venezianisches Brackwasser, in dem die Stämme lagen. Gelüftet werden konnte das Geheimnis aber auch mit Jost Thönes umfassender Forschung nicht. Dessen Erkenntnis tönt banal: «Stradivari war ein Genie. Dafür muss man keine Erklärung in Form, Wölbung, Holz oder Lack suchen.»