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Fach-Info

Eine seltsame Aktion

Bild: Unia 

Seit einem halben Jahr gibt es im Schreinergewerbe keinen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) mehr. Jetzt will die Gewerkschaft Unia Verhandlungen in Gang bringen. Sie fordert ihre Mitglieder auf, eine Petition zu unterschreiben. Damit soll der Schreinermeisterverband VSSM dazu gebracht werden, sich wieder mit den Arbeitnehmervertretern an einen Verhandlungstisch zu setzen. 

 

Die Parole lautet: Die Schreinerbranche braucht einen starken GAV mit Frühpensionierung. Am 3. Juli 2021, im Rahmen einer Kundgebung in Zürich «überreichen wir den Chefs die Petition mit unseren Forderungen», steht auf der Website der Unia. Erstaunlich ist nur, dass bis heute beim VSSM keine Anfrage einging für diesen Anlass. «Niemand kam in dieser Sache auf uns zu», sagt Direktor Mario Fellner auf entsprechende Nachfrage. 

 

Für einen GAV wären sie grundsätzlich gesprächsbereit, so der VSSM-Direktor. «Aber das Thema Frühpensionierung ist für uns vom Tisch. Unsere Delegierten haben im vergangenen November das Vorruhestandsmodell wuchtig abgeschmettert, da gibt es für uns keine Möglichkeit mehr. Das wissen die Gewerkschaften.» 

Es geht um mehr als den Schreiner-GAV

Für die Gewerkschaften steht viel auf dem Spiel, mehr als «nur» der Schreiner-GAV. Sie streben ein Vorruhestandsmodell (VRM) für das ganze Ausbaugewerbe an. Bisher gibt es das bei den Maler-Gipsern sowie für Gebäudehülle Schweiz. Jetzt stehen Verhandlungen bevor mit den Verbänden Suissetec (Gebäudetechnik), AM Suisse (Metallbau) und EIT.swiss (Elektrobranche). 

 

Bisher zeigten sich diese Arbeitgeberorganisationen gegenüber einem VRM eher skeptisch. Entsprechend genau beobachten sie die Entwicklung in anderen Branchen. Deshalb stemmen sich die Gewerkschaften vehement gegen einen Schreiner-Gesamtarbeitsvertrag ohne VRM. Sie wissen: Wenn wir bei den Schreinern nachgeben, wird es in den verwandten Branchen deutliche Signalwirkung haben. 

 

Die Zeit ohne gültigen Gesamtarbeitsvertrag im Schreinergewerbe wird wohl noch längere Zeit andauern. Leider. (hw)