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Hingucker

Kratzen und beissen

Mit möglichst wenig fremden Ressourcen will der amerikanische Designer Nikolas Bentel einen Hocker herstellen. Er setzt dabei voll auf die «Werkzeuge», die sein Körper hergibt. Das beginnt bereits bei der Holzernte: Mit reiner Muskelkraft drückt er Bäume um und schleppt sie in die nahe gelegene Werkstatt. Mit Hilfe von Holzprofis hat er im Vorfeld einen Stuhl entworfen, dessen Konstruktion sich für sein spezielles Vorhaben eignet.

 

 

Mit Unterstützung eines erfahrenen Schreiners beginnt Nikolas Bentel dann das Holz zu bearbeiten: Mit seinen Zähnen und Fingernägeln. Weil die selber geerntete Birke für seine eigenwilligen Bearbeitungsmethoden zu hart ist, muss er hier einen Kompromiss eingehen. Er wechselt nach einigen schmerzhaften Versuchen auf das deutlich weichere Balsaholz. 

 

Drei Tage lang spielt Nikolas Bentel sowohl Maschine als auch Werkzeug. Abgebrochene Fingernägel und blutende Zähne sind nicht zu vermeidende Nebenerscheinungen. Dann ist der Hocker fertig, Bentels Fäuste schlagen die Stuhlbeine in die Sitzfläche. Und man kann sogar – vorsichtig – darauf sitzen.

 

Diese verrückte Aktion hat einen ernsthaften Hintergrund. Bis ein solcher Hocker in unserer Wohnung steht, durchläuft er in der Regel mehrere Länder oder gar Kontinente und es sind hunderte verschiedene Werkzeuge, Maschinen und Prozesse erforderlich. Diesen riesigen Ressourcenbedarf stellt Nikolas Bentel in Frage. Sein Hockerprojekt ist der zweite Teil einer sechsteiligen Serie über Design und wie Menschen im 21. Jahrhundert wieder menschlich werden können.