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Fach-Info

Putins Holz

Sibirische Lärche ist mit Sanktionen belegt, aber beliebt im Terrassen- und Fassadenbau. 

Nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 sollten Sanktionen dafür sorgen, dass kein russisches Holz mehr in die EU importiert werden kann. Recherchen zeigen nun aber, dass im internationalen Holzhandel Konstrukte aufgebaut wurden, um russisches Holz über Umwege in die EU zu bringen. Neben Birkensperrholz geht es vor allem um die im Terrassen- und Fassadenbau beliebte sibirische Lärche.

Lukrativer Umweg

Die Umgehung funktioniert zum Beispiel so: Holz aus Russland wird zunächst in andere Staaten ausserhalb der EU exportiert – etwa nach Kasachstan, in die Türkei, nach Kirgistan oder China. Dort wird es weiterverarbeitet und seine tatsächliche Herkunft verschleiert. Aus den Ländern, die nicht sanktioniert sind, geht das Holz dann weiter in die EU. Oft über Mitgliedsländer, die möglicherweise nicht allzu genau hinschauen.

Auffällige Zahlen

Statistisch wirkt sich das etwa so aus: Zwar sank in Deutschland von 2021 auf 2022 beim Sperrholzimport der russische Anteil von 32,1 auf 1,6%. Dafür stiegen die Importe aus China im selben Zeitraum von 10,9 auf 30,1%. Oder: Im Jahr 2021 hat Österreich nur 1,4 Tonnen Holz und Holzwaren aus Kasachstan importiert. 2022 waren es dann 188 Tonnen – also die 140-fache Menge. Ein grosser Teil des in die Schweiz importieren Holzes gelangt über Deutschland und Österreich zu uns.

Optisch erkennbar

Theoretisch liesse sich relativ einfach kontrollieren, ob die Sanktionen eingehalten werden. Anhand der Holzstruktur ist sibirische Lärche gut erkennbar. Wird sie mit Herkunftsland Kirgistan eingeführt, ist die Sanktionsumgehung offensichtlich: In diesem Land wächst keine Lärche und schon gar keine sibirische. Ähnlich verhält es sich mit Birke aus Kasachstan. Auch hier ist davon auszugehen, dass der Ursprung in Russland liegt.

Schwierige Rechtslage

Die Jagd auf illegal importiertes Holz aus Russland ist aber nicht einfach. Für eine strafrechtliche Verurteilung reicht nämlich der Beweis nicht, dass russisches Holz importiert wurde. Man muss zusätzlich beim einführenden Unternehmen eine vorsätzliche Handlung nachweisen können. (hw)