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Fach-Info

Schwerkraft als Grenze

Raffaele Salvoldi beim Bau einer KAPLA-Konstruktion. 
Der Aufbau eines Turms kann bis zu vier Monaten dauern.  
Bei der Form und Höhe der Türme setzt einzig die Schwerkraft Grenzen.  
Ohne Fingerspitzengefühl und viel Geduld geht hier gar nichts. (Bilder: ©Raffaele Salvoldi)  

Für den Bau der hochaufragenden, temporären Kunstwerke braucht der italienische Künstler Raffaele Salvoldi lediglich eine einzige Komponente: KAPLA-Plättchen. Ein hölzernes Bau- und Konstruktionsspielzeug, das Ende der 60er Jahre von einem Niederländer entwickelt wurde.

 

KAPLA sind an sich ganz einfache rechteckige Plättchen, die alle die gleiche Form und das gleiche Mass aufweisen. Stapelt man sie aufeinander, lassen sich daraus endlose Formen, Muster und Höhen bilden. Und das ganz ohne Befestigungs- oder Verbindungselemente. 

 

 

Salvoldi lässt aus den Bausteinen auf wundersame Weise spiralförmige Säulen, filigrane Türme und luftige Öffnungen entstehen. «Die einzige Grenze ist dabei die eigene Vorstellungskraft und natürlich die Schwerkraft», erklärt er. Oft sind die Strukturen von innen beleuchtet und entfalten in den Hohlräumen dramatische Effekte. Weitere Bilder seiner unglaublichen Kunstwerke finden sich auf Instagram.

Vergängliche Schönheit

Der Aufbau einer Installation dauert zwischen drei Wochen und vier Monaten. Zu Beginn kann das Publikum beim Entstehungsprozess bzw. beim Stapeln der Bausteine mit dabei sein. Später, wenn die Ausstellung beendet ist, können sich die Besuchenden gemeinsam mit dem Künstler aktiv am Abbau beteiligen. Entweder durch Werfen von weiteren Bausteinen auf das Kunstwerk, bis es zerbröckelt, oder durch das Ingangsetzen eines Dominoeffekts, der das Fundament angreift und den Turm einstürzen lässt.   

Aus Experiment wurde Leidenschaft

Der Künstler – von Haus aus Fotograf und Regisseur – begann 2021 mit architektonischen Formen aus Holzbausteinen zu experimentieren. Erst war es ein Bausatz mit 1000 KAPLA-Bausteinen. Tausende sollten folgen und die Konstruktionen wurden immer aufwändiger und voluminöser. Im Mai 2022 gründete Salvoldi das Projekt Wood Arc, mit dem er seine Forschungen zu architektonischen und strukturellen Formen fortsetzt. (mw)