Päpstlicher als der Papst
Paul de Livron sitzt seit zehn Jahren im Rollstuhl. Der ausgebildete Ingenieur begann vor einiger Zeit, Holzrollstühle zu entwickeln. Seine hochwertigen Prototypen sollen preisgünstig herzustellen sein. Auf Bildern fiel ihm auf, dass Papst Franziskus in einem herkömmlichen Rollstuhl aus Stahl sitzt. Dieses Modell hält der Franzose für ungeeignet: Der Papst wirke darin wie ein kleiner alter Mann im Altersheim. Es dürfe doch nicht sein, dass eine solch wichtige Persönlichkeit sich so unvorteilhaft präsentiere.
Vor drei Monaten traf Paul de Livron im Vatikan den Papst. Als der seine Gruppe begrüsste, nutzte er die Gelegenheit und stellte Franziskus seine Idee vor. Gut vorbereitet, konnte der französische Ingenieur auch ein kleines Exemplar des Rollstuhls für den Heiligen Vater überreichen. Spontan sagte dieser zu, Pate des Projektes zu sein.
Eine hohe Lehne für Franziskus
Den Rollstuhl für den Papst baut Paul de Livron aus Birkenmultiplex. In der Breite verleimte Einzelteile bilden die hohe Rücklehne. Um ihr Gewicht so gering wie möglich zu halten, fräst der Ingenieur alles nicht unbedingt nötige Holz weg, so dass im Querschnitt Hohlräume entstehen.
Historisches Holz
Für die Armlehnen kommt ganz spezielles Material zur Anwendung: Holz vom Dachstock der Kathedrale Notre-Dame in Paris, das den Brand 2019 überlebt hat. Diese Balken stammen von Eichen, die um das Jahr 1200 wuchsen. In der gleichen Zeit lebte der Heilige Franz von Assisi, der Schutzpatron des heutigen Papstes.
Im September, wenn der Papst Frankreich besucht, wird Paul de Livron ihm seinen Rollstuhl aus Holz überreichen.
Der Rollstuhl für alle
Die Aufmerksamkeit, die Paul de Livron durch den päpstlichen Rollstuhl erhält, nutzt er für ein anderes Projekt: Er will möglichst vielen Menschen, die nicht gehen können, einen hochwertigen Rollstuhl zugänglich machen. Die von ihm vorgeschlagene Fertigungstechnik mit Holz soll es auch in Entwicklungsländern ermöglichen, Rollstühle mit den dort vorhandenen Ressourcen herzustellen. (hw)
