FachInfo

Kann Holz so wachsen?

Auf den ersten Blick scheint der «Wood Chair» in seiner Form gewachsen zu sein. 
Die beiden eckigen Stammquerschnitte in Lehne und Sitzfläche sind wenig realistisch. 
Obwohl aufgemalt, sehen die Querschnitte sehr realistisch aus. 
Einen Rohling aus MDF und Sperrholz veredelt Joyce Lin mit Rinde, Epoxidharz und Ölfarbe. 

Auf den ersten Blick scheint der «Wood Chair» in seiner Form gewachsen zu sein. Man erinnert sich an Gavin Munro, der Weiden und andere junge Bäume in die gewünschte Form spannt und nach einigen Jahren fast fertige Stühle ernten kann. Beim «Wood Chair» ist das jedoch anders, wie beim genauen Hinschauen leicht zu erkennen ist: Hier handelt es sich um einen qualitativ hochstehenden Fake.

Realistisch, aber unnatürlich

Die beiden eckig ausgebildeten Stammquerschnitte in Lehne und Sitzfläche sind wenig realistisch. Genauso wie der abgerundete Jahrringverlauf an den Beinen sowie beim oberen Lehnenabschluss. Je länger man den Stuhl betrachtet, desto mehr Ungereimtheiten fallen Holzfachleuten ins Auge.

Hergestellt, nicht gewachsen

Die US-amerikanische Designerin Joyce Lin lässt ihren «Wood Chair» also nicht wachsen. Sie stellt ihn aus MDF, Sperrholz, Föhrenrinde, Epoxidharz und Ölfarbe her. In aufwändiger Handarbeit. Wie bei anderen von Joyce Lin erschaffenen Objekten, verwischt sie hier ganz bewusst die Grenzen zwischen echten und imaginären Holzeigenschaften.

Es geht nicht um Bequemlichkeit

Mit seinen scharfen Kanten und sehr planen Flächen sieht der «Wood Chair» ziemlich unbequem aus. Allerdings ist er auch weniger zum drauf Sitzen gedacht, sondern eher zum Anschauen.