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Fach-Info

Komische Sicht der Dinge

Die Baustoffe Backsteine, Zement, Beton und Stahl wiesen zusammen einen stabilen Marktanteil von rund 95% auf. Holz habe in den letzten zehn Jahren seinen Anteil nur von 4,4 auf 5,3% erhöhen können. Diese Behauptungen stellt der Schweizerische Baumeisterverband in seiner Studie auf, welche die Bedeutung der verschiedenen Baumaterialien zeigen soll. 

Einseitige Ansichten

Die doch sehr erstaunlichen Zahlen lassen sich einfach relativieren, wenn man sie etwas genauer anschaut. So basiert die Studie auf dem Volumen der Baustoffe. Dieses Vorgehen klammert aber völlig aus, dass der in der Schweiz überwiegende Holzrahmenbau viel materialeffizienter ist als die massive Bauweise. Ein direkter Vergleich ist deshalb sehr fragwürdig.

 

Weiter fasst die Studie Hoch- und Tiefbau zusammen, was aus Sicht der Zementindustrie wohl Sinn macht. Es entsteht aber ein verzerrtes Bild, wenn man Holz mit einbezieht. Der nachwachsende Baustoff hat bei materialintensiven Infrastrukturprojekten im Bahn-, Strassen- und Tunnelbau kaum Bedeutung. Dementsprechend tief sinkt der Gesamtanteil. 

Hochbau geht anders

Wenn man hingegen die Anzahl neu erstellter Gebäude anhand der Baubewilligungen vergleichen würde, läge der Holzbau bei einem Anteil von fast 15%. Bei An- und Umbauten von Mehrfamilienhäusern weisen rund ein Viertel der Projekte ein Tragwerk aus Holz auf. Bei Einfamilienhäusern ist es sogar rund ein Drittel.

 

Dass der Holzbau boomt, wird in der Studie bewusst kleingeredet. Dabei geht das Wachstum unvermindert weiter und es wird mit Holz immer grösser gebaut. Wohnsiedlungen mit mehreren hundert Einheiten und sogar Hochhäuser werden heute aus Holz geplant und gebaut.

Politische Interessen

Die Studie entstand vor dem Hintergrund, dass grosse Teile des Schweizer Gebäudeparks modernisiert werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. In diesem Zusammenhang befürchten die Baumeister offensichtlich, gegenüber dem Holzbau ins Hintertreffen zu geraten. «Politische Diskussionen, bei denen es um das gegenseitige Ausspielen einzelner Baustoffe geht, sind nicht zielführend», schreibt der Baumeisterverband in seiner Medienmitteilung wörtlich. Es wäre schön, wenn er sich selber daran halten würde. (hw)