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Hingucker

Schränke fürs Jenseits

Sargmöbel von Anna Siotto rufen bei den Leuten ganz unterschiedliche Reaktionen hervor: Die einen treten erschreckt einen Schritt zurück, wenn sie im Innern des Schrankes ein Schild entdecken mit der Aufschrift: «Dieser Schrank kann auch als Sarg verwendet werden». Andere sehen erst dann näher hin und beginnen zu fragen.

 

 

Die Idee, Alternativen zu herkömmlichen Särgen zu finden, hatte die deutsch-italienische Doppelbürgerin bereits Anfang der 90er Jahre. Im Leben soll man ein schönes Möbelstück nutzen und geniessen können, das irgendeinmal für die letzte Reise mit ein paar Handgriffen zum Sarg wird.

 

Leute, die ein Sargmöbel bestellen, sind Menschen, die sich mit dem Tod intensiv auseinandersetzen oder denen er schon sehr auf den Leib gerückt ist. Bisher stellten sich nur Frauen einen solchen Schrank auf. Auf Anna Siottos Flyer steht: «Ein Sargmöbel ist etwas Schönes – jetzt und später – im Leben und im Tod. Fragen Sie mich. Ich erzähle Ihnen gerne mehr darüber. Sie sterben deshalb nicht früher.»

 

Die Schreinerin und Restauratorin Anna Siotto gestaltet und arbeitet alleine. Ihre Stärke liegt darin, die gewachsene Form und Farbe des Holzes sichtbar zu machen. Sie verwendet ausschliesslich europäische Hölzer und überwiegend solche, die als fehlerhaft angesehen werden, etwa Bretter mit Löchern oder verfärbten Stellen. So verbinden sich Inspiration durch das Material mit handwerklichem Können zu einer ganz eigenen Ästhetik.